Blick aus dem Fenster - wie im Fernsehen nur in natura
Wanderung zum Wasserfall - Das Standard-Event in Norwegen
Weite Hochebenen prägen das Rondane
Auch wir brauchen Wasser - Wasser fassen in der Einsamkeit

30.05.2022

Der erste Abstecher von der Hauptroute von der E3 im Østerdalen führt uns ins südliche Rondane. Dort sind wir von Koppang aus auf dem Vinjeveien unterwegs - eine mautpflichtige Straße durch eine herrliche, fast unberührte Natur. Am Weg treffen wir immer wieder auf verstreute Ferienhäuser, die aber in der Vorsaison noch wenig bewohnt sind. Dabei sind einige Hütten auch in einer sehr rustikalen Form gebaut.

Zum ersten Mal kommen wir hautnah mit dem fälschlicherweise in Deutschland als Island-Moos bezeichneten Mossbewuchs in Berührung. Es bildet so große Matten, dass es fast wir gelblich gewordener Schnee aussieht.

Die Wasserfälle sind immer wieder ein Erlebnis. Und - wir sind ganz allein.

In den Reiseführern haben wir gelesen, dass diese Region für die häufigen Begegnungen mit Elchen bekannt ist. So halten wir fleißig Ausschau - werden aber enttäuscht - keine Elche zu sehen.

Die Stabskirche von Ringebu
Der Klassiker - Wanderung bei Mysusaeter nach Spranget
Der Storulfossen

01.06.2022

Wieder im Nachbartal angekommen (Gudbrandsdalen) besichtigen wir eine der hier sehr verbreiteten Stabskirchen - die Stabskirche von Ringebu. Leider nur von aussen - zu diesem Zeitpunkt ist sie noch geschlossen und wird voraussichtlich am 10.06. bis Ende August für Besucher geöffnet sein. Eine kurze Saison.

Später machen wir uns oberhalb von Mysusaeter auf eine bequeme Wanderung zum Parkplatz Spranget. Auch hier ist die Zufahrt zum P noch gesperrt. Wegen dem  extrem schlechten Wetter - wir haben sogar Hagel - sind wir auch hier ganz allein unterwegs. Vor 15 Jahren waren wir im August an dieser Stelle. Da wimmelte es hier bei besserem Wetter nur so an Ausflüglern.

Die Macht des Wassers

Trondheim - Am Hafen
Eine Einkaufsstraße
Die Alte Holz-Brücke
Alte Holzhäuser und Speicher am Hafen

02.06.2022

Nachdem wir vor dem trüben Wetter im Rondane geflüchtet waren, sind wir übers Dovrefjell (Wetter auch nicht besser) nach Trondheim unterwegs. Dort empfängt uns abends ein wolkiger aber auch blauer Himmel mit vereinzelt Sonne. Was für ein Genuß. Jedoch kommen auch hier immer wieder Mal Regenschauer durch.

03.06.2022

Der Tag weckt uns wieder mit Regen. Trotzdem machen wir uns auf, Trondheim zu erkunden. Die Fahrt ins Zentrum macht uns nach den Tagen in der Einsamkeit erst mal deutlich, wie groß die Stadt mit ihren Vororten ist. Und überall wird gebaut. Auch der Straßenausbau ist in vollem Gange. Der P für WoMo ganz in der Nähe der Innenstandt ist das Ziel unserer Wahl. Dort stellen wir unseren Oskar ab und machen uns zu Fuß auf den Weg in die Innenstadt.

Das Erste was wir sehen ist das große Kreuzfahrtschiff "AIDA", das im Hafen liegt. Später merken wir auch, dass deren Passagiere sicher gerade Landgang haben. Die Stadt ist voll von deutschen Touristen.

Trondheim präsentiert sich uns als freundliche, nette Kleinstadt mit vielfältigen Geschäften.

Besonderes Highlight ist der Nidaros-Dom. Ein beeindruckender Kirchenbau. Im Inneren ist besonders die Perspektive mit dem Blick zur Orgel neu für uns. Die modern gestaltete Orgel ist mit ihren Orgelpfeifen so angeordnet, dass sie den Kirchenraum optisch weiter verlängert. So entsteht ein besonderes Erlebnis von Tiefenwirkung. Auch aussen ist der Dom ein beeindruckendes Gebäude.

Weiter geht unser Weg über die alte Bybroa-Brücke in das Stadtviertel mit den kleinen alten Holzhäusern und Speichern.

Skarnesund-Brücke bei Straumen-Mosvik
Ausblicke in den Fjord
Fähre Lund - Hofles

04.06.2022

Heute fahren wir über die Skarnesund-Brücke, eine Schrägseilbrücke mit der längsten Spannweite der Welt (Stand zum Bau 1991): Stützweite 530 m, lichte Höhe 45 m.

In den nächsten Tagen kommen immer wieder Fährüberfahrten auf uns zu. Die Nebenstraßen sind an der Küste nur noch mit diesen Fähren zu erreichen.

Häuser des Kulturhuset
Möven nisten auf den Dächern und in den Häuserwänden

05.06.2022

Das Wetter ist nach wie vor schlecht - viel Regen und wolkenverhangener Himmel, alles grau in grau bei Temperaturen von 6 - 12°C. Das drückt auf die Stimmung und schöne Bilder lassen sich auch nicht machen.

Unser nächster Stopp führt uns nach Rørvik. Wir wollen dort das Heimatmuseum besichtigen und und etwas über das frühere Leben der Menschen in dieser Region erfahren. Leider ist dieses sonntags und montags geschlossen. Auch an Pfingsten nicht geöffnet. So schlendern wir durch die Gassen und sehen uns die alten Holzhäuser an. An einigen nisten die Möven an schier undenkbaren Stellen: Auf dem Steildach oder der Hauswand.

Wanderung auf das Kjørsvikfjellet

Heute war der erste richtige Sonnentag und ein Bergwetter vom Feinsten!!

Das tut der Seele wieder gut. Abends haben wir dann zum Ausklingen sogar vor unserem Oskar gesessen - Die Sonne hat uns auch zu später Stunde (21:00 Uhr) noch herrlich gewärmt.

Nachts wird es hier jetzt schon nicht mehr dunkel, nur noch dämmerig. So stellt sich bei uns auch ein ganz anderer Tagesablauf ein.

Ohne eine gute Wegmarkierung mit roten Steinmännchen wäre der Weg hier sicher nicht zu finden. Auch weit oben führt der Weg immer wieder durch morastige Stellen - Die Schuhe sinken in der Regel bis zu den Knöcheln in den nassen Boden ein. Gut wenn man für diese Wanderung richtige Bergschuhe anhat. Da macht das einem nichts aus.

Der Felsblock Torghatten mit seinem "winzigen" Loch
Blumen am Wegesrand
Durchgang durch das Felsensfenster
Wir sind mittendrin
Sieht aus wie ein Scherenschnitt
Blick auf die andere Talseite

Wir sind nach ca.100 m Anstieg mittendrin in einer der 10 Top-Sehenswürdigkeiten Nordnorwegens: Dem Felsenfenster des Torghatten. Die Schiffe der Hurtigruten fahren auf dem Meer wohl extra eine bestimmte Stelle an, um das Fenster im Felsblock richtig in Szene zu setzen. Wir schreiten hindurch und sind ganz beeindruckt, wie groß es letztendlich doch ist. Aus der Ferne kann man das nicht einmal erahnen.

Einmal vom Meer aus - und einmal von Land

Gestern noch eine Traumsicht und ein Bilderbuchwetter - heute dann wieder dichte Nebelschwaden und Dauerregen. Das Wetter überrascht uns jeden Tag wieder auf's Neue.

Gefahren in Norwegen

Aus Erzählungen von befreundeten Reisenden sind wir immer wieder vor der Begegnung mit den Tieren der Region auf den Straßen gewarnt worden. Zum Glück blieben wir bisher von derartig gefährlichen Situationen verschont. Ja mehr noch: Wir haben weder Elch noch Rentier bis heute zu Gesicht bekommen. Drücken wir die Daumen, das diese Begegnung auch zukünftig nicht auf der Straße sondern in Ruhesituationen stattfindet.

Dafür kamen wir diese Woche einer ebenso gefährlichen Spezies sehr nahe, ja zu nahe: Dem entgegenkommenden LKW. Diese fahren recht zügig auf diesen engen Straßen. So haben sich in eine Kurve die linke Außenspiegel von unseren beiden Fahrzeugen berührt und sind dabei zu Bruch gegangen. Wir haben notgedrungen den 2. rechten Spiegel auf die linke Seite montiert und waren danach wieder fahrtüchtig. Zum Glück kein weiterer Schaden. Nach ein paar Tagen konnten wir auch einen gebrauchten Ersatzspiegel kaufen und können so unsere Reise wieder unbeschwert fortsetzen.

Eine etwas bedrückende Erinnerung an den zweiten Weltkrieg. Hier haben die Deutschen mit Kriegsgefangenen eine Festung im Atlantikwall gebaut. Immer wieder kommen uns auch die Gedanken an den gerade tobenden Krieg in der Ukraine. Was für ein Wahnsinn.

Eine tolle Fährüberfahrt. Relativ lang und direkt durch die Schärenlandschaft. Zum Glück ist das Wetter wenigstens so, dass wir die Aussicht genießen können. Plötzlich werden die Passagiere der Fähre ganz unruhig und zücken ihre Mobiltelefone und Fotoapparate. Der Globus am Ufer markiert den Polarkreis. Das ist für jeden ein begehrtes Fotomotiv.

Der Svartisen ist nach dem Jotundheimen der zweitgrößte Gletscher Norwegens. Jedoch ist hier die Auswirkung der Erderwärmung auch deutlich zu sehen. Auf den aufgestellten Fotos geht die Gletscherzunge noch deutlich über die darunterliegende Felskante.

Wir verlassen die Fv. 17 und fahren eine Versorgungsstraße zur Staumauer des Storglomvatnet ganz in der Nähe des Gletschers hinauf. Am Ende kommen wir an die Schneegrenze und auch die Straße ist nicht mehr geräumt. So pausieren wir auf dem vorletzten Parkplatz und starten von dort eine herrliche Wanderung inmitten der schneebedeckten Landschaft. Es geht kaum Wind und so ist es relativ warm.

Die zum Vorschein kommenden Felsen sind wunderbar gemustert. In Streifen und Wellen liegen die Sandsteinschichten im festeren Gestein.

Der Saltstraumen ist einer der mächtigsten wilden Durchflüsse des Gezeitenstroms. Während dem Höhepunkt von Ebbe und Flut steht das Wasser nahezu still wie in einem See. Ganz anders in der Übergangszeit. Da entsteht eine riesige Strömung und auch viele Strudel. Diese sind keineswegs immer die gleichen, sondern wechseln auch an der gleichen Stelle ständig. So ergeben sich immer wieder neue, beeindruckende Muster.

Sogar vor dem Bootsfahren wird in dieser Phase sehr gewarnt. Das Wasser ist unberechenbar.

Wir nehmen die Fähre von Bodø nach Moskenes (ca. 3 Stunden) und werden von der Hafeneinfahrt in Moskenes begrüßt. Unsere erste Station auf den Lofoten ist das kleine Dorf am südlichsten Ende der Inselgruppe mit dem kürzesten Ortsnamen: Å.

Ein sehr schön gestaltetes Fischerdorfmuseum gibt uns einen Einblick in das hiesige Leben früherer Zeiten. In der Poststelle dürfen wir sogar selbst ein paar Briefe in die Postfächer einordnen. Das macht das Musueum zu einem lebendigen Mitmachort.

 

Auch heute noch ist die Herstellung von Trockenfisch auf den Lofoten ein lebendiges Handwerk. Auf großen Holzgestellen werden jeweils zwei am Schwanz aneinander gebundene Fische im Winter (von Januar bis Ostern) über die Stangen gehängt und so an der Luft getrocknet. Ein begehrtes Handelsgut.

Im Aufstieg
Auf der Heia
Rundumsicht aufs freie Meer und die gegenüberliegenden Berge

Nach vielen Regentagen heute mal wieder ein Sonnentag vom Feinsten. Wir nutzen diesen für eine wunderschöne Wanderungauf die Heia bei Yttersand. Oben eröffnet sich eine fast ebene Landschaft mit Rundumblicken bis in die Ferne. Die Sonne verwöhnt uns. Und die Luft ist zum Wandern angenehm. Interessant sind die beiden Bogenbrücken, über die wir auf diese Halbinsel gefahren sind.

Nusfjord befindet sich am Ende eines langen Fjordes direkt am Meer. Dieses Fischerdörfchen wird als eines der Bilderbuchdörfer auf den Lofoten beschrieben.

Der Besuch vom Wikinger-Museum ist ein Muss auf den Lofoten. Anhand einer Ausstellung, Videos und einem Film wird die Geschichte und das Leben der Wikinger sehr anschaulich dargestellt. Bemerkenswert ist die Besucherinformation m. H. eines Audioguides auf deutsch, den wir auf unserem Mobiltelefon installieren können.

In einem wieder aufgebauten Langhaus - und dies ist wirklich lang - wird traditionelles Handwerk erlebbar gemacht. So sehen wir die Weberei und die Holzschnitzerei in Aktion, Schuhe, Bekleidung, Waffen und Einrichtungsgegenstände.

Zwei Stationen laden zum Mitmachen ein: Beil werfen und Bogenschießen. Und so versuchen auch wir uns an beidem. Mitmachaktionen sogar für Senioren. Klasse.

Den Abschluss bildet die Fahrt in einem nachgebauten traditionellen Wikinger-Boot. Wir haben Glück - es weht eine leichte Brise - und so segeln wir lautlos über den See. Ein tolles Erlebnis.

Bei der Wahl des geeigneten Standortes sind einige Faktoren wichtig, um die Sonne überhaupt sehen können. Man braucht freie Sicht nach Norden. Es dürfen keine Berge vor einem sein. Und es braucht einen wolkenfreien Himmel. Letzteres hatten wir in den letzten Tagen nicht. Der viele Regen und der bedeckte Himmel machen das Beobachten der Mitternachtssonne schwierig. Trotzdem erhaschen wir auf unserem heutigen Stellplatz eine Ahnung von dem was sein könnte. Die Sonne quält sich etwas durch die Wolken. Heute ist der längste Tag. Na mal sehen, ob wir eine nicht etwas bessere Sicht in den nächsten Tagen erhalten können.

Im Aquarium sehen wir die hier üblichen Fisch und Krebsarten mal anschaulich ganz aus der Nähe. Wir groß Dorsch (Kabeljau) und Heilbutt werden können wird hier sehr deutlich: bis zu 1,80 m. Das ist schon riesig.

Typischer Arbeitsraum im Fischerdorf
Leben der Fischer
Herrschaftliches Wohnen im Gutsbesitzer-Haus
Im Bootshaus
Lebensbedingungen der Fischer als Saisonarbeiter

Über eine moderne Seilbrücke kommen wir schnell nach Narvik. Im 2. Weltkrieg war diese Stadt hart umkämpft, gibt es hier doch einen bedeutenden Hafen, in dem schwedisches Eisenerz verschifft wird. Die Stadt hat wenig Sehenswertes zu bieten, so nehmen wir die Gondelbahn und fahren auf den Hausberg von Narvik und haben eine grandiose Aussicht über den Fjord, die Stadt und die Berge. Ganz gut ist auch der Erzhafen zu sehen.

Bardufossen
Målselvfossen
Wasserfall im Dividalen

Die Eismeer-Kathedrale in Tromsdalen
Die Bogebrücke von Tromsdalen nach Tromsø (Bildmitte)
Blick zurück nach Tromsdsalen
Schöne alte Häuser sind in Tromsø viele anzutreffen

Nach einer schönen Fahrt aus dem Dividalen kommen wir auf landschaftlich schöner Strecke nach Tromsø. Besonders beeindruckt uns die Eismeer-Kathedrale. Sie ist einem Schiff nachempfunden. Auch im Inneren empfängt uns eine moderne und sehr ansprechende Architektur mit viel Licht.

Der Fußwerg nach Tromsø führt uns über eine über 1 km lange Bogenbrücke, von der wir am Ende froh sind, drüber zu sein. Die vielen Autos neben uns geben uns ein mulmiges Gefühl.

Heute ist ein kurzer Reisetag - sowohl zeitlich als auch von der Strecke. Wir fahren auf der E8 nicht wieder auf die E6 zurück sondern, kürzen die Strecke über die Fv. 91 mit zwei Fährüberfahrten ab.

Die Landschaft ist grandios und das sonnige Wetter macht ein Bilderbuch daraus.

Nach der zweiten Fähre stoßen wir wieder auf die E6 und weichen jedoch bald darauf auf eine Halbinsel ab. Wir wollen wieder mal versuchen die Mitternachtssonne einzufangen. Na mal sehen, ob uns das gelingt.

Heute ist unser Standplatz für das Nachtquartier ideal nach Norden ausgerichtet. Und die Sonne den ganzen Tag verspricht auch gute Sicht auf sie in der Nacht. Leider trübt es sich gegen 23:00 Uhr wieder etwas ein. Wolken ziehen am Horizont auf. Doch die Sonne kann sich trotzdem durch die Wolkenschleier kämpfen und gibt uns stimmungsvolle Bilder.

Blick über den Fjord
Die beschädigte Brücke bei Badderen

Bei unserer Weiterfahrt kommen wir auch an den Übergang über den Fluss Badderen in der Nähe der gleichnamigen Gemeinde. Diese Brücke wurde Anfang Juni schwer beschädigt und war mehrere Tage unpassierbar: Der Mittelpfeiler war durch einen Erdrutsch verschoben und eingesunken und die Brückenfahrbahn bekam einen Knick. Damit war die einzige Straßenverbindung von Nordland nach der Finnmark gesperrt und alle Fahrzeuge mussten einen weiten Umweg über Finnland nehmen. Wir hatten uns auf der Reise immer wieder informiert, ob die Notreparatur abgeschlossen ist. Und als wir hier ankamen, war eine Behelfsbrücke über die defekte Brücke gebaut worden. Zwar nur einspurig und mit Ampelanlage, aber trotzdem für den fließenden Verkehr tadellos. Eine geniale und schnelle Notlösung in Norwegen.

Unser heutiges Nachtquartier ist unvermutet in einer richtigen Idylle gelegen. Nur einen Kilometer auf einer Schotterstraße von der E6 weg, eröffnet sich uns eine herrliche Umgebung, die sehr zum Wandern einlädt. Und das tun wir auch und bleiben an diesem Ort zwei Tage. Es geht an vielen Seen vorbei und über einige rundliche Höhenzüge. Am ersten Tag lag noch sehr viel Altschnee. Das war sehr verwunderlich, weil die Außen-Temperaturen die 20°C Marke erreicht hatten und ein sehr warmer Wind über die Berge wehte. Auch in den großen Seen waren noch Schee und Eis, die jedoch zusehends tauten.

Kurzärmelig und mit Sonnenhut machten wir uns auf den Weg.

Bereits einen Tag später war vom Schnee im See nichts mehr übrig und die Schneefelder auf den Berghängen teilweise viel kleiner. Überall rauschten Bäche nach unten und durchzogen die Wiesen mit einem feuchten Schleier.

Auf unserer Wanderung machte immer ein Vogel durch lautes Piepen auf sich aufmerksam: ein Sandregenpfeifer.

Er lief auf unserem Wanderweg direkt vor uns her, blieb immer wieder stehen, vergewisserte sich, dass wir noch folgen, piepte wieder und hüpfte auf dem Weg immer von der einen Seite auf die andere. Und das ging ca. 1 km so. Waren wir zu dicht dran, flog er ein paar Meter und vergrößerte so die Distanz. Als er sicher war, dass er uns weit genug von seinem Nest weg gelockt hatte, flog er in einem großen Bogen zurück.

An unserem Standplatz wiederholte sich diese Szene. Nach einiger Zeit entdeckten wir dann sogar das Nest. Wir näherten uns sehr vorsichtig und fotografierten das Gelege nur aus der Entfernung. Die Tarnung ist perfekt: Die Eier sehen wie die daneben liegenden Kieselsteine aus.

 

Seit wir in den Provinzen Nordland und der Finnmark angekommen sind, mehren sich auch die Begegnungen mit den Rentieren. Je weiter wir nach Norden kommen desto häufiger werden diese.

Auf den Straßen ist dann immer Vorsicht geboten, springen die Tiere doch auch mal unvermutet auf die Fahrbahn oder trotten dort einige Meter entlang. Langsam fahren ist da die Devise. Und Warten. Die Tiere haben sich so an die Fahrzeuge gewöhnt, dass sie nicht scheuen und so die Straße auch nicht ohne weiteres wieder frei machen.

Die Straße führt uns zuerst noch über eine weite Hochfläche mit tundra-artiger Vegetation. Dann biegen wir auf die Uferstraße am Fjord ein und fahren nahezu in nördliche Richtung durch mehrere lange Tunnel auf die Insel Magerøya.

Dabei kämpfen wir mit einem Naturphänomen der ganz anderen Art: plötzlich auftretender Sturm. Auf dem Meer wird das Wasser hochgewirbelt und es bildet sich ein Regenbogen. Die uns entgegenkommenden Fahrradfahrer müssen absteigen und sich gegen den starken Wind stemmen. Sie werden oftmals durch die Böen fast umgeworfen. Und auch die Motorräder halten an und warten auf ein Nachlassen des Windes. Wie wir erfahren ist das für diesen Landstrich nicht außergewöhnlich. Die Winde fallen in die Talkessel am Meer und verstärken so ihre Wirkung. Für uns jedoch ein beängstigendes Phänomen, haben wir doch keine Erfahrungen, was unser Oskar diesbezüglich so alles aushält. Mit stark reduzierter Geschwindigkeit fahren wir weiter gen Norden.

 

... und so auch von uns.

Das Nordkap empfängt uns zunächst von seiner abweisenden Seite: Nebel und 9 °C. In den einschlägigen Reiseführern wird berichtet, dass dieses Wetter an fast 300 von 365 Tagen im Jahr vorherrscht. Doch nach zwei Stunden klart es auf und die Sonne zeigt sich zuerst zaghaft und dann jedoch mit voller Kraft. Am nächsten Tag werden es sogar über 27 °C. Über dem Meer liegt zunächst jedoch noch eine dichte Wolkendecke.

Wir machen eine Wanderung über die Hochebene, wollen wir doch den Bergpfad entdecken, auf dem so manche Könige und andere Touristen von der Bootsanlegestelle in der Bucht unterhalb des Nordkaps zum Gipfelplateau gestiegen sind, bevor es die Straßenzufahrt gab. Diese 300 Höhenmeter waren früher ein nicht ungefährliches Unterfangen.

Zur Erinnerung an das Erreichen des Ziels mit motorisierter Unterstützung legen wir mit Steinen den Namen unseres Wohnmobils auf dem Fjell aus - auch als Dank für die reparaturfreie Fahrt bis hierher. Interessanterweise weihte hier vor vielen Jahres der schwedische König Oskar II. eine Gedenksäule auf dem Nordkap ein. Damals war auch er zu Fuß hierher unterwegs gewesen. Die heute gut befahrbare Straße wurde erst im Jahre 1956 eingeweiht.

So schnell ändert sich das Wetter hier: Am ersten Tag zuerst starker Nebel mit 9 °C, dann klarte es auf und am zweiten Tag waren es dann sommerliche 27 °C. Wir konnten unsere Sommersachen wieder auspacken.

Die Jagd nach der Mitternachtssonne - Teil 3

 

Und als ob es so sein sollte: Hier am Nordkap hatten wir endlich auch ideale Sicht auf die Mitternachtssonne. Ein tolles Schauspiel. Und ein kleines Video wert.

Auf der Insel Magerøya halten wir uns noch ein wenig auf. Das rauhe Klima lässt hier keinen Baum mehr zu. Selbst niedrige Büsche fehlen. Es bleibt eine steinige Wiesenlandschaft mit vielen Seen.

Nahe des Ortes Skarsvag wandern wir zu einem Felsentor, das Wind und See geformt haben: Kirkeporten (die Kirchentür).

Trotz des rauhen Klimas gedeihen auch hier noch schöne Blumen, wie diese Orchidee.

In Trollholmsund haben Wind und Wasser eine Reihe von Steinfiguren übrig gelassen. Natürlich erinnern diese an die Sagenfiguren: die Trolle. Diese hier stehen wie eine Familie da. Manche haben sogar ein Gesicht.

Am Porsangerfjorden machen wir einen Abstecher in einen wilden Canyon. Das Wasser rauscht mit gewaltiger Kraft dem Meer zu. Vor und nach dem Durchbruch durch die Felsen tut sich eine weite Ebene auf und der Fluß fließt breit und gemächlich dahin.

An der Mündung des Flusses sind breite Sandbänke entstanden. Man fühlt sich wie an der Ostsee.

Sicht auf die Indel Vardø mit gleichnamiger Stadt vom benachbarten Berg Dolmen aus
Dicht drängen sich die Häuser auf der Landzunge der Insel Vardø
Typische Hafenansicht
Die Haupsehenswürdigkeit: Die Festung

 

Die Vogelinsel Hornøya empfängt uns mit einem wilden Flugbetrieb und lautem Vogelzwitschern. In den Steilwänden hängen an allen Vorsprügen die Nester der Möven. Dicht drängen sich die Papageientaucher, Trottellummen und Kormorane. Beim Flug spreizen Papageientaucher und Trottellummen ihre Füße nach hinten ab und sehen aus wie Superman.

Wir befinden uns hier in der arktischen Klimazone und trotzdem gibt es auch hier noch eine Blumenvielfalt und üppige Vegetation.

Idyllisch gelegen ist das Dorf und vom angrenzenden Hügel aus hat man dazu noch auf 180° freie Sicht auf's Nordmeer (Barentssee). Hier nur ein kleiner Ausschnitt mit Blick nach Westen.

Tierbeobachtung direkt aus dem Fenster des Wohnmobils

 

Und hier haben wir endlich die Rentiere ganz in unserer Nähe. Direkt neben dem Parkplatz grasen sie, als ob gar niemand in der Nähe wäre.

In einer herrlichen Einsamkeit machen wir in der Finnmark Halt. Die runden Felsblöcke sind weit auf den Flächen verstreut, als ob sie jemand verloren hätte. Hier haben wir auch keinen Wanderweg mehr. Wir suchen uns den Weg selbst. Natürlich müssen wir einige Schleifen gehen, weil nicht jeder vermeintliche Weg auch begehbar ist. Viele enden an einem Felsabsturz oder vor einem mehr oder weniger breiten Bach. Wer nicht abstürzen oder nasse Füße bekommen will, muss hier umkehren und rechts oder links einen neuen Anlauf starten. Aber es gelingt uns erstaunlich gut im unwegsamen Gelände doch in der richtigen Richung voranzukommen. Und am Ende stehen wir auch wieder vor unserem Oskar. Eine tolle Wanderung.

Das Wetter empfängt uns in der Stadt mit stark bewölktem Himmel und Nieselregen. Dazu ist es seit gestern wieder empfindlich kälter geworden.

Zu diesem Wetter passt auch das Stadtbild von Kirkenes. Ich hatte große Erwartungen an die Stadt kurz vor der russischen Grenze, ist sie doch auch der Endpunkt der Fernstraße E6 und der Hurtigrouten, des legendären Postschiffes an Norwegens Küste.

Aber das Stadtbild ist sehr nüchtern und es gibt nicht viel Sehenswertes. Hier spürt man deutlich, dass die Stadt im 2. Weltkrieg vollständig zerstört war und danach vor allem vom Abbau, der Aufbereitung und der Verschiffung der Eisenerzvorkommen ganz in der Nähe lebt.

Interessant sind jedoch die Entfernungsangaben auf zwei Wegweisern in der Stadt, die nur ca. 1 Kilometer auseinander stehen. Schon verwirrend ...

Weg in den letzten Zipfel Norwegens nach Jakobselv
Die Königs Olaf Kapelle am Weg - für wen wurde diese hier wohl nur gebaut?
Blick in Jakobselv in die Barentsee

Wir sind hier in der polaren Klimazone und in diesem Tal wohnen wirklich nur noch sehr verstreut einige Einwohner. Jakobselv selbst sind nur ein paar Häuser und eigentlich keine Siedlung.

In südlicher Richtung führt uns der Weg am Pasvik-Fluss entlang, der viele Seitenflüsse wie diesen hier (Sameti) hat. Die Zufahrtstraße ist ca. 20 km lang - es ist Schrittgeschwindigkeit angesagt ob der vielen Schlaglöcher und so brauchen wir 1 1/2 Stunden für eine Strecke. Aber die Einsamkeit ist herrlich.

In einer Seitenstraße entdecken wir ganz am Ende ein prächtig ausgebautes ehemaliges Schulinternat - heute ein Museum über die Schulgeschichte.

Die Landschaft wird wieder flacher und unzählige Seen tun sich vor uns auf. Die Temperaturen sind gleich viel wärmer. Und was uns beim Autofahren positiv überrascht: Der Sprit ist deutlich günstiger (40 Cent) und die Straße ist deutlich ebener und hat keine Querrinnen, so wie sie uns die letzten Kilometer im Pasvik-Tal sehr geplagt hatten.