Türkei - Kappadokien

 

Nach mehr als 4 Jahren besuchen wir nun die Türkei wieder. Kurz nach dem Grenzübertritt müssen wir uns gleich um einige Formalitäten kümmern: Wir benötigen eine Autobahn-Vignette und eine SIM-Karte für unseren Router. Die deutsche SIM-Karte gilt hier mit dem EU-Roaming nicht mehr.

Aber wo das alles kaufen? Zuerst fragen wir uns nach der Autobahn-Vignette durch. Nach einiger Zeit ist klar, dass diese in der örtlichen Post zu erhalten ist. Wie kommen wir nun dorthin? Auch hier hilft nur vieles Fragen der Menschen, die auf der Straße sind oder vor der Gaststätte einen Tee trinken. Der Postbeamte ist sehr bemüht uns zu verstehen. Wir sprechen leider kein türkisch und sind durch Griechenland sehr verwöhnt, weil sich dort viele Leute mit uns in Englisch sehr gut verständigen konnten. Das ist jetzt hier ganz anders. Selbst junge Leute können kaum Englisch. Aber am Schluss haben wir ein - in Österreich würde man sagen - Pickerl. Nun müssen wir noch herausfinden mit welcher Seite dieser wo am Fahrzeug angebracht werden muss. Auf einem Supermarkt-Parkplatz schaue ich mir die anderen PKWs an und klebe dann die Vignette von innen an die Frontscheibe. Offensichtlich ist im Inneren ein Chip integriert, der automatische bei der Fahrt ausgelesen wird, denn der Strichcode auf der Vignette ist nun nur noch von innen zu lesen.

Nun noch die SIM-Karte kaufen. Dazu müssen wir 30 km weiter in die nächste Stadt und dort zu Fuß ins Zentrum.

Und hier sind wir auf einmal im Orient angekommen: Viele kleine Geschäfte und Handwerksbetriebe, die Besitzer sitzen auf der Straße vor ihrem Laden und warten auf Kundschaft. Auch der Transport der Waren wird hier noch mit Transportmitteln erledigt, die wir das letzte Mal in Rumänien gesehen haben: Pferdefuhrwerke.

Im örtlichen Vodafone-Laden werden wir dann nicht mehr so freundlich bedient: Die Verkäuferin gibt uns mürrisch zu verstehen, dass wir nur den Touristen-Tarif bekommen und es keine Alternativen gibt. Telefonische Nachfragen nach dem Zugang zu unserem SIM-Konto werden dann am folgenden Tag gar nicht mehr beantwortet - man legt einfach auf. Hoffentlich bleibt dieses Verhalten eine Ausnahme.

 

Wir fahren weiter in Richtung Dardanellen, weil wir uns nach etwas Abkühlung sehnen.

Und der Standplatz ist ein Glücksgriff: Direkt am Strand, Temperaturen "nur" noch 32°C und das Wasser ist wieder kühler als in Alexandropoli und bringt uns auch eine Abkühlung. Dazu bläst ein beständiger Wind, der auch den Innenraum des Fahrzeuges wieder auf erträgliche Temperaturen bringt.

Hier werden wir sicherlich einige Tage Kraft tanken für die nächste Etappe durch den heißen Teil der Westtürkei.

Ziel sind die Gebirgszüge südlich des Schwarzen Meeres. Wir erwarten in Höhenlagen zwischen 1000 und 1500 m auch deutlich kühlere Temperaturen. Dort können wir uns dann wieder etwas mehr Zeit zum langsameren Vorankommen gönnen.

 

Direkt an den Dardanellen, der Meerenge zwischen Mittelmeer und Marmarameer, liegt die Halbinsel Gelibolu mit der gleichnamigen größeren Stadt. Mitten durch die Halbinsel zieht sich ein ca. 300 m hoher Gebirgszug und verleiht der Landschaft ein hügeliges Aussehen. Die Landwirtschaft dominiert hier. Die kleinen Dörfer versetzen uns in eine frühere Zeit.

In der Stadt sind kleine Geschäfte im Einkaufsviertel aneinander gereiht. Man kann fast alles kaufen, wenn es auch auf den ersten Blick in das Schaufenster des jeweiligen Geschäftes nicht danach aussieht. Durch häufiges Fragen kommt man doch erstaunlich schnell an den gewünschten Artikel.

 

Ob beim obligatorischen Teetrinken, bei der zwanglosen Unterhaltung oder beim Schuhputzer: Die Männer sind hier unter sich.

 

Die Fischer fahren fast täglich ins Mittelmeer zum Fischen. Nachdem sie wieder an Land ankommen, werden die Fischerboote in die kleinen Lastgestelle gefahren und mit einer Seilwinde aus dem Wasser gezogen. Dazu sind an Land kleine Einzylinder-Dieselmotoren mit der Seilwinde fest installiert, die mit einem Seilzug angelassen werden. So ist keine Batterie o. ä. Elektrik nötig.

 

Eine lange, gewundene Schotterstraße führt uns durch kleine Dörfer zu einer einsamen aber doch gern besuchten Badebucht.

 

Direkt an der Straße durch das Uludağ-Gebirge steht eine kleine urige Hütte aus deren Schornstein Rauch quillt.

Eigentlich sind wir satt und wollen nur ein paar geräucherte Fische kaufen, doch dann verstehen wir, dass in dieser Hütte im Holzbackofen Forellen überbacken werden. Und so lassen wir uns überreden, die frisch gefangenen und zubereiteten Forellen zu probieren. Ein Genuss.

 

Dir Landschaft ist leicht hügelig und sehr trocken, Die Temperaturen erreichen 42°C und nur der Fahrtwind kühlt ein wenig. Hier ist eine Gemüse-Anbaugegend (leider keine Bilder). Unzählige Zelte mit Gemüsepflanzen stehen an der Straße. Und auch im Freiland sind die Bauern selbst zur heißesten Mittagszeit mit dem Ernten beschäftigt. Denn am Abend rollen die befüllten Lastkraftwagen in Richtung der Gemüsemärkte in die umliegenden Städte.

Das Getreide steht auf vielen Feldern noch reif für die Ernte.

Leider wird die Landschaft immer trockener, aber auch reizvolle Gebirgsstrukturen werden sichtbar.

 

Wir gehen auf die Post und geben einen Brief und mehrere Karten auf. Dort erleben wir das Abenteuer wie viele Briefmarken auf einer Karte Platz haben (siehe Neuigkeiten).

An der Straße kaufen wir Gemüse und Kräuter. Natürlich darf die obligatorische Teepause nicht fehlen.

Und ich lasse mir zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder einmal die Haare von einem Friseur schneiden. Und hier in der Türkei heißt das nicht nur Haare schneiden, sondern auch Bart und Augenbrauen schneiden, alles sauber mit dem Rasiermesser ausrasieren und alles Waschen. Die Ohren werden mit einem Feuerstab "ausgebrannt". Dazu erhalte ich als Bonus noch eine Massage des Gesichtes, des Halses, der Schultern, Arme und Hände und zum Schluss noch des gesamten Rückens. Ein Wellness-Aufenthalt, den ich so nicht gebucht hatte, aber trotzdem wohltut.

 

Und endlich haben wir wieder einen Rastplatz im Gebirge auf ca. 1300 m Höhe erreicht. Hier bleiben wir mehrere Tage, genießen die kühleren Temperaturen (20 - 25°C) und die herrliche Landschaft, die uns sehr an die Alpen erinnert. Gerade der Bewuchs ist sehr vergleichbar.

Eine kurze Wanderung ins Nachbardorf bringt uns mit Einheimischen in Kontakt und wir sehen das sehr bescheidene Leben hier in Zentral-Anatolien.

 

Safranbolu ist nicht nur für seine historischen Fachwerkhäuser, sondern auch für die lokale, süße Köstlichkeit "Lokum", berühmt. In diesem und vielen anderen Läden kann man eine schier unüberschaubare Vielfalt dieser Verführungen erwerben.

 

Die Einkaufsgassen, die von der Hauptstraße abzweigen, sind in der Regel einem speziellen Handwerk vorbehalten. Hier gehen wir durch die Schmiedegasse mit mehreren Eisenwarenläden und Schmieden nebeneinander. So ähnlich gibt es dann die Schustergasse oder die Gasse der Kleiderverkäufer uvam.

 

Alacahüyük oder auch Alaca Höyük war vor 3 ½ Tausend Jahren, schon lange bevor die Griechen oder Römer diese Gegend eroberten, eine große Siedlung mit einem sehenswerten Eingangstor, einem großen Tempel, großen Vorratsräumen und einem Haus für die vielfältigen Handwerke.

 

Etwas südlich von Alacahüyük treffen wir auf die alte Hauptstadt des Hethiter-Reiches: Hattuscha. Die Stadt erstreckte sich über 2,1 km auf einem Berghügel mit 280 m Höhenunterschied.

Die Rekonstruktion eines Teiles der Stadtmauer gibt einen Eindruck von der Größe und Mächtigkeit dieser Anlage. Zahlreiche Grundmauern von Tempeln und der Stadtmauer sind freigelegt. Die Stadtmauer hatte mehrere Tore, die mit Figuren: Löwen, Sphinxen und einem hethitischen Krieger geschmückt sind.

Einige kleine Durchgänge unter der Stadtmauer lassen sich auch heute noch begehen. Deren Zweck ist noch unklar.

Das letzte Bild lässt uns erahnen, wie groß diese Stadt gewesen ist.

 

Etwa 2 km von Bogazkale (Hattuscha) entfernt liegt das hethitische Felsenheiligtum Yazılıkaya: In den Fels gehauene Götterbilder mit einem Tempel-Komplex davor.

 

Amasya ist sicher für Touristen noch ein Geheimtipp. Eine 100.000 Einwohner Stadt mit einem schick restaurierten Altstadtviertel und mehreren riesigen, in den Fels gehauenen Grabkammern sind eine Besichtigung wert.

 

Sobald man von der Hauptstraße in die Nebenstraßen abbiegt, haben die Häuser fast nur noch eine Etage. In jedem Haus befindet sich ein kleiner Laden oder ein Handwerksbetrieb. Interessant ist, dass in jeder Straße artverwandte Handwerker direkt nebeneinander sich niedergelassen haben. So findet man das Viertel der Schreiner, der KFZ-Reparaturbetriebe, der Haushaltwaren und die der kleinen "Baumärkte". Man muss nur das gewünschte Viertel finden - und das ist manchmal gar nicht so leicht. Da hilft es nur immer wieder zu fragen.

Wir z. B. wollen für unsere türkische Gasflasche einen zusätzlichen Adapter oder einen Anschlussschlauch kaufen, mit dem wir diese an unsere deutsche Gasversorgung im Wohnmobil anschließen können. Endlich haben wir den Fachhändler von Aygaz gefunden. Aber der Laden sieht sehr übersichtlich aus. Im Wesentlichen werden hier Gasflaschen verkauft und getauscht. Auch nach langem Hin und Her ist kein Adapter aufzutreiben. Die von uns gekaufte 2 kg Flasche wird in der Türkei offensichtlich nur als Gaskocher mit direkt aufgeschraubten Brenner verwendet. Der Anschluss eines Druckreglers ist seitlich nicht vorgesehen - dort ist eine umlaufende Reling immer im Weg.

Auch beim Wettbewerber direkt gegenüber werden wir schnell wieder mit einem "Das haben wir nicht" abgefertigt. Auch die "Baumärkte" und Eisenwarenläden können uns nicht helfen. Später greife ich dann zur Selbsthilfe und säge an einer Stelle ein Stück aus der Reling heraus. Nun kann ich den Druckregler montieren.

Danach schlendern wir noch über den Markt. Hier werden Trockenfrüchte und Nüsse angeboten. Auf dem Bild sind riesige Haufen mit Mandeln zu sehen.

 

Wir besichtigen zwei ehemalige Medresen, die hiesigen Koranschulen. Beide sind heute als Museum umgebaut. Wir sehen viele kunstvoll gestaltete Koranschriften, teilweise aus dem 16. Jhd.

Die drei Türme sind Grabmäler bedeutender Personen.

Die Zitadelle von Erzurum.

 

In Erzurum dreht sich der Döner-Spieß nicht senkrecht sondern waagerecht. Hier auch von Hand gedreht und mit Holzkohle beheizt. Heraus kommt ein leckerer Dönerspieß ähnlich dem Schaschlik.

 

Wir kommen in ganz armen Gegenden vorbei. Viele der Häuser sind nur noch Ruinen und nicht mehr bewohnt. Warum so viele Häuser nicht mehr bewohnt werden, können wir nicht erklären. Wir vermuten eventuell Erdbeben. Später dann lesen wir von großen Umsiedlungsaktionen im Zusammenhang mit den Kämpfen gegen die Kurden. Und wir sind mitten im Kurdengebiet.

Doch immer wieder sehen wir auch dazwischen noch Menschen leben und der Landwirtschaft nachgehen. In der Senke vor dem Berg sammelt sich so viel Wasser, dass große Grünflächen entstehen und damit für die Viehwirtschaft genutzt werden können. Riesige Schaf- und Rinderherden weiden hier.

 

Von einem kleinen Plateau haben wir eine phantastische Sicht auf die Felsformation. Die so ganz anders ist als die Umgebung. Auf Satelliten-Bildern fällt einem das auch sofort auf. Seit den 1960-iger Jahren wird nun schon geforscht, ob etwas am Mythos dran sein könnte.  Radiologische und magnetische Bodenuntersuchungen zeigen regelmäßige Strukturen, die so in der Natur nicht vorkommen. Und die reine Größe passt wohl sehr gut zur biblischen Beschreibung.

Von den laufenden Forschungsarbeiten berichtet das Projekt "NoahsArcScan.com"

Eine Menge toller Bilder und Forschungsergebnisse kann man hier noch bewundern. Im Visitor-Center vor Ort ist es etwas auf wenigen großen Tafeln zusammengefasst.

 

Wir sind in "1000 und einer Nacht" angekommen: Der Ishak-Pasha-Palast verführt uns in eine Zeit vor 300 Jahren mit Empfangshalle, Wohnräumen für die Fürsten und einem abgeteilten Harems-Areal. Hier wird der Phantasie viel freier Lauf gelassen.

 

Direkt in Tuzluca wurde seit vielen hundert Jahren Salz abgebaut. Mächtige Hallen sind unter der Erde. An der Felswand sind im oberen Teil die Eingänge für den Bergbau aus der Anfangszeit zu sehen. Diese dienen heute vor allem den Fledermäusen als Ein- und Ausgang.

Heute wird in diesem Areal kein Salz mehr abgebaut, sondern die Wirtschaftsgeschichte erforscht und ein heilklimatisches Zentrum für Atemwegserkrankungen aufgebaut.

 

Die alles beherrschende Stadtmauer der historischen Stadt Ani, die hier vor ca. 1000 Jahren ihr Blütezeit hatte. Meterdicke Mauern sind mit riesigen Wehrtürmen versehen. In den beschädigten Türmen werden riesengroße runde Hallen sichtbar.

 

In den Felswänden haben frühere Generationen eine Vielzahl von Höhlen und Räumen gegraben. Die Nutzung dieser bleibt im Unklaren.