Unser Taxi-Fahrer bringt uns zu der im Internet angegebenen Adresse, doch an der Straße sehen wir weder eine Hausnummer an den Gebäuden noch einen Hinweis auf ein Hotel. Der Taxifahrer steigt aus und fragt einige Passanten, doch keiner kann uns den Weg zu einem Hotel weisen. Die bei Expedia.de angegebene Telefonnummer existiert nicht mehr.

Der Taxifahrer entscheidet sich weiterzufahren. Doch nun springt der Motor nicht mehr an. Benzin alle. Also schiebt er sein Fahrzeug mindestens einen Kilometer auf die nächste Hauptstraße, die dann leicht abschüssig ist. Nun springt er ins Fahrzeug und läßt es rollen. Nach weiteren 500 Metern kommen wir an die nächste Tankstelle. Dort geben wir ihm erst mal die vereinbarte Summe, damit er wieder tanken kann. Beim Tankwart erfrage ich die Hotels in der Nähe und er bestätigt uns, dass an der angegebenen Adresse ein Hotel sein müßte. Doch wie finden? Wir fahren also wieder zurück und von der Hauptstraße in eine kleine Zufahrtsgasse. Doch auch hier keine Hinweise auf ein Hotel.

Wir suchen im ganzen Viertel, dann hat endlich der Taxifahrer einen Passanten getroffen, der uns den richtigen Weg weisen kann. An dem Haus ist wieder weder eine Hausnummer, noch ein Hotelschild zu sehen. Der Eingang geht über einen kleinen Vorbau in den Keller. Hier hätten wir den Hoteleingang nie und nimmer erwartet. Dort dann erscheint wie durch ein Wunder eine kleine nette Rezeption. Und diese ist mit einem verschlafenen Rezeptionisten besetzt, der uns sogar um diese frühe Uhrzeit gleich unser Zimmer in diesem Kellergeschoß geben kann.

Also legen wir uns erst mal schlafen. Danach wollen wir weiter sehen.

 

 

Unser Oskar steht versteckt ganz hinten auf dem Hof einer Autowerkstatt.

Die gute Nachricht: Er steht da und sieht auch äußerlich ganz unversehrt aus. Nur sehr staubig war es hier über den Winter. Überall liegt eine gehörige Staubschicht drauf. Die Frontscheibe und die Seitenscheiben müssen vor der Abfahrt erst mal grob gereinigt werden.

 

 

Ein erster Funktionstest betätigt: Die Batterien haben sich über den Winter stark entladen und sind komplett leer. An ein Starten des Motors ist also nicht zu denken. Ich öffne das hintere Batteriefach und sehe auch gleich die Ursache. Eine Batterie ist aufgerissen und die Batteriesäure ist herausgekocht. Da ist über den Winter doch ganz schön was schief gelaufen. Hier brauchen wir also nicht mit dem Ladegerät anzufangen. Da müssen neue Starterbatterien her. Die wollen wir uns morgen besorgen.

 

 

Nach dem Einbau der neuen Batterien und dem Auswechseln der korrodierten Batterieklemmen und eines Verbindungskabels startet der Motor dann problemlos. Nun ist Schritt Eins erledigt.

Ich lasse den Motor also laufen, damit die Batterien in der Wohnkabine auch wieder etwas Ladung abbekommen. Mehrmals versuchen wir durch Anschließen des Landstromes ein Aufladen über die Steckdose zu ermöglichen.

Aber das Ladegerät in unserer Stromversorgung verweigert beständig seine Funktion: Diese Batterien sind ebenfalls so tief entladen, dass das Ladegerät nicht zuschaltet.

Also müssen wir morgen wieder los und ein externes Ladegerät kaufen.

Der laufende Motor hat in dem schlecht belüfteten Unterstellbereich einen riesigen Qualm verursacht, der nur schlecht abziehen konnte. Weil ich ins Fahrzeug musste, bin ich mit angehaltenem Atem schnell hindurch. Sau gefährlich, wie sich hinterher herausstellt. Ich habe noch Tage danach Kopfschmerzen und bin sehr schnell erschöpft. Wie leicht man das doch unterschätzt.

Für Heute sind wir aber einen großen Schritt weiter gekommen. Und morgen geht es weiter.

 

 

Am nächsten Morgen machen wir uns mit dem Taxi auf den Weg zum Fahrzeugteile-Basar am anderen Ende der Stadt. Das ist nicht nur bequem sondern in Kirgistan auch nicht so teuer wie in Europa: Für ca. 45 Minuten Fahrt zahlen wir knapp 5 Euro.

Nach einigem Durchfragen kommen wir dort tatsächlich wieder zu einem Stand, der genau das für uns benötigte Ladegerät zum Verkauf anbietet. Wahlweise für 12 und 24 V und computergesteuert, sodass auch tiefenentladene Batterien wieder zum Leben erweckt werden können.

Nach einer weiteren Stunde Fahrt sind wir wieder am Oskar und klemmen die Wohnraum-Batterien einzeln an das Laderät und laden jeweils 2 Stunden. Danach werden beide Batterien von unserer Stromversorgung wieder erkannt und wir können so über Nacht extern den Landstrom anschließen und mit voller Ladeleistung alle Batterien voll aufladen.

Wieder ein Schritt weiter für einen erfolgreichen Start. Damit ist nun Schritt Nummer Zwei erledigt

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Am nächsten Tag ist nun der ersehnte Start geplant. Dazu müssen von den Beschäftigten der Autowerkstatt die im Weg stehenden, zur Reparatur anstehenden Fahrzeuge beiseite geschoben werden. Und tatsächlich wird nach kurzer Zeit eine kleine Gasse frei, durch die ich Oskar hindurch manövrieren kann.

Wir zahlen den Restbetrag für den Stellplatz und bedanken uns beim Vermieter für die Möglichkeit, Oskar über so lange Zeit hier stehen lassen zu dürfen.

Nun kommt Schritt Nummer Drei: Der Wassertank muss desinfiziert und wieder mit Frischwasser befüllt werden.

Dazu fahren wir auf unserem Weg zum Issikul-See in eine der nächsten Ortschaften. Bei der Navigation zu den gesuchten Wasserstellen leistet uns die Internetseite von iOverlander.com beste Dienste. Schnell ist an der Straße die eingezeichnete Wasserstelle gefunden und wir befüllen den Tank mit 100 Litern Frischwasser. Dazu geben wir etwas Tankreiniger in Form von Chlor-Pulver in den Tank. Das wird allen, sich über den Winter eventuell eingenisteten Bakterien den Garaus machen. Wir lassen das so behandelte Wasser ca. eine Stunde einwirken, spülen mit Frischwasser durch und tanken unseren 200-Liter-Tank dann komplett voll.

So vorbereitet kaufen wir noch Lebensmittel und steuern unseren ersten Übernachtungsplatz außerhalb der Stadt an.

Jetzt heißt es erst mal Durchschnaufen. Die Reparaturen und die Ungewißheit, ob alles so klappen wird, waren doch nervlich ganz schön aufreibend. Wir finden einen schönen Platz am Dorfrand ganz in der Nähe eines Froschweihers.