Ausgewählte Chronik-Einträge siehe unten

Chronik August 2025

von Matthias Aner

Russland 12: Bolgar - Mittelalterliches Zentrum der Herrscher von Wolga und Kama

Von Kazan fahren wir an der Wolga entlang nach Süden, überqueren den Zufluß der Kama und erreichen das Dörfchen Bolgar. Im 13. und 14. Jahrhundert war Bolgar die Hauptstadt eines mittelalterlichen Herrschers und hatte damals über 50.000 Einwohner. Sie galt als Großstadt dieser Region.

Die erhalten gebliebenen Mauern wurden wunderschön wieder zu intakten Gebäuden restauriert und  wir können diese in einem ausgedehnten Rundgang bei bestem Sommerwetter besichtigen. Der Museumskomplex ist auch in seiner Gesamtheit in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen.

Ganz in der Nähe gibt es noch eine weitere Sehenswürdigkeit: Die Weiße Moschee. Modern und in weißen Stein innen und außen sehr schlicht gehalten, ist sie ein Zentrum für Pilger.

Weiterlesen …

von Matthias Aner

Russland 11: Angekommen auf der europäischen Seite des Urals

Nachdem wir die Grenze nach Europa überschritten haben, verändert sich vieles: Der dichte Wald öffnet sich, die Dörfer und Städte sind dichter angesiedelt, das Wetter bietet auf einmal Regen, Sonne und Wind, wie wir es auch aus unseren Mittelgebirgen kennen. Und die Mücken, vor allem die gefürchteten Kriebelmücken werden deutlich weniger.

In der Hauptstadt der Republik Tartastan, Kazan, schlendern wir durch die Innenstadt auf einer quirrligen Einkaufsstraße zur zentralen Sehenswürdigkeit, dem Kazaner Kreml. UNESCO-Weltkulturerbe. Die Menschen aus der Stadt und dem Umland flanieren durch die Straßen und auf dem Kreml und genießen das schöne Wetter mit Eis oder einem Getränk in einem der unzähligen Straßencafés.

Weiterlesen …

von Matthias Aner

Russland 10: Unsere nördlichste Route in Westsibirien - Von Surgut in den Ural

Wir fahren viele Kilometer durch endlose Sumpf- und Waldlandschaft und besuchen die zentrale Stadt Surgut im westsibirischen Erdölfördergebiet. Die Erölindustrie hat viele Arbeiter angelockt und so sind seit ca. 1960 riesige Wohn- und Arbeitsstädte entstanden. Uns beeindruckt die moderne und abwechslungsreiche Architektur der Wohn-Hochhäuser, die sich in ihren Fassaden nie gleichen.

Dann geht es weiter in den Ural. Wir erwarten ein abwechslungsreiches Mittelgebirge mit vielen beschaulichen Dörfern. Doch es kommt anders. Lange, ebene Straßen ziehen sich durch den Ural auf fast gleicher Höhe. Eine Fernsicht wird uns durch den dichten Wald verwehrt. Schade.

Und dann sind wir plötzlich an der Grenze Asien - Europa. Und damit schon fast (!) wieder zu Hause (?). Doch mehrere Tausend Kilometer liegen selbst noch in Russland vor uns. So müssen wir uns wohl noch ein wenig gedulden ...

Weiterlesen …

von Matthias Aner

Russland 9: Festgefahren - In der westsibirischen Tiefebene

Wir machen uns nach zwei trockenen Tagen sehr spontan auf den Weg nach Tobol'sk, weil plötzlich völlig überraschend Regen einsetzte.

Die ersten 50 Kilometer Straße waren erstaunlich gut abgetrocknet und wir konnten ohne Probleme fahren.

Doch dann kam es wie es kommen mußte: Eine lange Schlammpassage nach der anderen. Alle nicht besonders lang, vielleicht 50 bis 100 Meter. Aber es war jeweils nur eine schmale Fahrspur für die Räder trocken. Daneben waren tiefe Schlammspuren. Da hieß es immer die Balance halten und auf dem erhobenen, trockenen Teil der Spur bleiben. Doch dann wurde es eng: Links war die Fahrspur abschüssig und ging matschig in den Graben. Und die rechte Rad-Spur war nicht so breit, daß man genügend nach rechts hätte ausweichen konnte. Plötzlich rutschte Oskar von der rechten Fahrspur weiter nach rechts in die tiefe, mit Wasser und Schlamm gefüllte, Fahrrinne ab. Und wir saßen fest. Es ging weder nach Vorn noch nach Hinten. Trotz Sperren drehten alle Räder im Schlamm durch. Dazu neigte sich Oskar ganz bedrohlich nach rechts. "Hoffentlich fällt er nicht um.", dachten wir beide.

Nach dem ersten Schreck sind wir beide ausgestiegen, um das Problem von außen zu betrachten. Da sah es auch nicht besser aus. Also entschieden wir das komplette Bergeequipment auszupacken und uns an die Arbeit zu machen. Wir holten die Sandbleche und begann mit dem Spaten die Reifen etwas freizugraben. Während wir das taten, kamen immer mehr PKW aus beiden Richtungen, die nun auch nur noch schwer an uns vorbeifahren konnten. Es war abenteuerlich anzusehen, wie sich diese an unserem Oskar auf der abschüssigen Seite vorbeizwängten. Einige schafften es aus eigener Kraft - mit viel Glück. Andere wurden von jeweils einem PKW auf der anderen Seite ans Seil genommen und durch den Schlamm gezogen. Dafür hatten viele gleich vorsorglich ein Seil an der vorderen Abschleppöse befestigt. Wir sahen: Das machen die nicht zum ersten Mal.

Ein Anderer rutschte dann doch noch in den Graben und wühlte sich dort fest. Nun haben wir unsere Seilwinde ausgerollt und an einem Baum befestigt. Jedoch waren die Bäume hier nicht stark genug, damit wir Oskar damit wieder freibekommen. Die Bäume bogen sich sehr stark und wären beinahe abgebrochen. Dann entschieden wir uns wenigstens dem PKW aus dem Graben zu helfen. Und das schaffte dann unsere Seilwinde ganz passabel. Dann wollten wir das Seil um einen anderern Baum schlingen und es erneut mit Oskar versuchen. Doch auf einmal machte der Motor der Seilwinde keinen Mucks mehr. Auf den Sandblechen rutschen die Räder ebenfalls durch. Nun waren wir wirklich festgefahren und kamen aus eigener Kraft nicht mehr los.

Wir sprachen mit den anderen Reisenden, dass sie uns bitte aus dem nächsten Dorf einen Traktor zur Bergung schicken sollten. Dieser kam dann nach einer Stunde Wartezeit, doch er war sehr klein und seine Räder rutschten beim Versuch uns Herauszuziehen ebenfalls auf dem schlammigen Untergrund. Die anderen PKW's konnte er durch den Schlamm ziehen. Danach fuhr er leider unverrichteter Dinge weiter und wir standen immer noch im Loch.

Wir baten erneut um einen weiteren Traktor. Nach einer weiteren Stunde Wartezeit kamen dann zwei Männer im Jeep und haben sich unser Problem zuerst einmal angesehen und versprochen in einer Stunde mit einem geeigneten Traktor wieder zu kommen. Die Stunde war sich für uns besonders lang, weil die Mücken unerträglich waren und unerbittlich zustochen. Manchmal saßen an meinen Waden 20 - 30 Stück und stochen fast gleichzeitig. Mit einem Handschlag erwischte ich schnell mal 5 - 10 von ihnen, da waren aber schon wieder 20 weitere gelandet. Da hieß es zusätzlich die Zähne zusammenbeißen.

Nach der weiteren Stunde Wartezeit tauchte wie ein Wunder dann unsere Retter am Ende der Straße auf und kamen sehr langsam näher. Als wir den Traktor besser sehen konnten, war uns klar, warum dieser so langsam gefahren ist: Es handelte sich um eine kleine Raupe mit Kettenantrieb. Die beiden Männer lösten das Stahlseil vom Traktor und hingen es bei unserer Abschleppöse ein.

Mit einem Ruck spannte sich das Seil, ich gab auch kräftig Gas, doch noch bewegte sich nichts. Also einen zweiten Versuch: Kräftiger Ruck, Oskar bewegt sich minimal, die Räder beginnen wieder zu greifen, der Traktor zieht weiter und nach 15 Metern stehen wir plötzlich wieder auf festem Untergrund. Wir waren sehr erleichtert!!!

Dann machten wir uns auf die Weiterfahrt. Der Traktor blieb hinter uns. Und das war auch gut so: Nach ca. einem Kilometer steckten wir erneut im Schlamm fest. "The same procedure as every year, James.", dachte ich nur. Der Traktor spannte sich wieder vor uns und zog uns ein zweites Mal aus dem Schlamm.

Also wieder weiter. Und nach weiteren 2 Kilometern waren wir wieder im Schlamm festgefahren. Diesmal konnte ich durch wechselseitiges Vor- und Zurückfahren den Oskar wieder rückwärts aus dem Schlamm herauswühlen und einen Weg daneben suchen. Auch geschafft!!!

Im nächsten Dorf nach weiteren 10 Kilomtern ohne Zwischenfälle haben wir dann übernachtet.

Am folgenden Tag sind wir die noch übrigen 150 Kilometer bis Tobol'sk auf relativ trockener, unbefestigter Straße langsam, aber sicher und ohne Zwischenfälle vorangekommen.

In Tobol'sk bekam Oskar seine wohlverdiente Auto-Wäsche und auch wir waren zum Waschen unserer Wäsche im Waschsalon.

Nach der Wäsche stand Oskar wieder da wie am ersten Tag. Durch die Bergungsaktion war er unbeschädigt geblieben (meine größte Sorge), nur unsere Nerven waren noch einige Tage ganz mitgenommen. Und mein Knie macht seitdem wieder ganz ordentlich Probleme. Vorerst können wir auf weitere solche Abenteuer sehr gut verzichten.

Am nächten Tag gönnten wir uns bei herrlichem Sommerwetter einen Rundgang durch das zauberhafte Gelände des Tobol'sker Kreml. Wir besuchten das alte Gefängnis aus der Zarenzeit, in dem auch so bekannte Persönlichkeiten wie Alexander Dostojewski und Leo Trotzki mehrere Jahre Haft verbüßen mußten.

Ansonsten hat uns die Architektur des Kremls regelrecht verzaubert. Doch schaut es euch selbst an ...

Weiterlesen …