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Der Winter und seine Tücken - Frost wirkt halt überall

von Matthias Aner

Heute früh wollten wir einfach eine weitere Etappe Richtung Nukus fahren. Wir haben 120 km hinter der kasachisch-usbekischen Grenze in der Wüste 300 m entfernt der Asphaltstraße übernachtet. Und noch ca. 200 km liegen vor uns bis in die nächste größere Stadt.

Weil die Scheiben so vereist sind lassen wir den Motor an und schalten auch die Standheizung im Fahrerhaus auf vollen Betrieb. Trotzdem dauert es fast eine Stunde, bis wir ohne Eis auf der Frontscheibe losfahren können.

Dann geht es endlich los.

Doch nach 100 - 200 Metern schaue ich zur Kontrolle auf alle Instrumente und da sehe ich die Warnung von der Druckluftanlage. Es herrscht zu großer Druck in der gesamten Anlage: Die Zeiger des Messinstrumentes stehen im roten Bereich. So können wir natürlich nicht weiter, droht doch der Ausfall weiterer Komponenten der Druckluftanlage. Das einfachste wäre noch ein geplatzter oder abgerissener Schlauch - Das kann man reparieren. Wenn jedoch die Behälter oder andere Komponenten versagen, wäre das nicht gut.

Also heißt es Umziehen und Fehlersuche unter dem Fahrzeug. Und das bei eisigen Temperaturen von -8 °C und einem strengen Wind. Das macht wirklich keinen Spaß.

Ich vermute ein eingefrorenes Überdruckventil, das uns bei normaler Fahrt immer wieder den Überdruck an die Umgebung abgibt. Doch welches Bauteil ist das Überdruckventil? Während der Fahrt habe ich beim Druckabbau immer eine Staubwolke mitten zwischen Vorder- und Hinterachse gesehen. Also muss es dort irgendwo sein. Ich verfolge die Pneumatikleitungen und gelange zu einer Baugruppe an der besagten Stelle. Doch daran lässt sich nichts bewegen, entlüften oder auch nur ein Hebelchen drehen oder drücken. Durch den Frost ist dieses Ventil vielleicht eingefroren und ich beschließe dieses mit Wärme behutsam aufzutauen.

Also nehme ich meinen Gas-Wärmestrahler und begebe mich wieder unters Fahrzeug. Der Wind ist so straff, dass es mir die Decke zum Drauflegen immer wieder fast unter dem Fahrzeug durchweht. Nach einigen Minuten bilden sich dann doch erste Tropfen einer leicht milchigen Flüssigkeit an der Unterseite des Ventils. Die Tastprobe bestätigt: Es handelt sich mehrheitlich um Wasser. Vielleicht mit etwas Öl versetzt. Leider pfeift der Überdruck auch jetzt noch nicht ab.

Nun will ich mich aber doch im Handbuch vergewissern und mich erst mal bei einer Tasse Tee im Fahrzeug wieder aufwärmen. Und wie wir so 10 Minuten im Fahrzeug gemütlich sitzen, gibt das Überdruckventil einen lauten Klack von sich und Luft wird hörbar ausgeblasen. Ein sehr gutes Zeichen. Wir sind erleichtert. War es also die richtige Baugruppe und die Wärme hat auch dort gut getan.

Nun können wir weiterfahren. Und auf der ganzen Fahrt tritt auch dieses Problem nicht wieder auf. Wir sind sehr dankbar, dass wir nicht so mitten in der Wüste liegen geblieben sind und wieder wohlbehalten in der nächsten Stadt ankommen.